Wie verändern digitale Medien unser Gehirn?

Eine intensive Mediennutzung schlägt sich bei Kindern in den neuronalen Strukturen nieder. © Prostock-studio - AdobeStock.com

Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Kinder und Jugendliche zählen zu den "digital natives", den Eingeborenen der digitalen Welt des World Wide Web. Aufgewachsen mit Laptop und Smartphone, haben sie ihr Gehirn in einer besonders sensiblen Phase auf die Benutzung digitaler Medien konditioniert. Welche Folgen hat das?

Die Entwicklung des Gehirns

Die pränatale Entwicklung des menschlichen Gehirns setzt in der 3. Schwangerschaftswoche ein. Bei der Geburt hat sich die vollständige Anzahl an Nervenzellen ausgebildet. Damit ist die Entwicklung des Gehirns jedoch noch nicht abgeschlossen. Das Netzwerk der Nervenzellen muss sich erst noch ausbilden. Zum Zeitpunkt der Geburt ist erst eine rudimentäre Struktur angelegt. Bis zum sechsten Lebensjahr verläuft die Verknüpfung der Nervenzellen zügig, bis sie jenseits des 20. Lebensjahres vollendet ist.


Medienkonsum: Einflüsse auf die Gehirnentwicklung

Durch Bewegungsdrang und sensorische Einflüsse der Aussenwelt wird die Verknüpfung der Nervenzellen massgeblich beeinflusst. Wenn ein Kind vor dem Bildschirm sitzt, kann es diese Erfahrungen nicht sammeln, weil das Gesehene zweidimensional ist und die körperlichen Aktionen fehlen. Stattdessen bewirken die medialen Eindrücke eine Überreizung des Stammhirns, das Belohnungszentrum reagiert nicht angemessen. Dopamin wird vermehrt ausgeschüttet, was zu einem Suchtverhalten führen kann. Der Konsum digitaler Inhalte erhöht sich weiter.

Folgen des Medienkonsums

Führt eine übermässige Mediennutzung zu einer Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung, kann dies eine Störung im Zusammenspiel von Denken und Handeln zur Folge haben. Der Mangel an Bewegung in der realen Welt schlägt durch solche Fehlentwicklungen zu Buche. Eine exzessive Mediennutzung in den ersten drei Lebensjahren des Kindes wirkt sich zudem auf das Bindungsverhalten zu anderen aus. Wichtige soziale Kompetenzen werden nicht erlernt. Kommunikation, Empathie oder Frustrationstoleranz können nicht erworben werden, wenn Kinder allein am Bildschirm sitzen. Es fehlen die Bezugspersonen, mit denen das Kind beim Spielen physisch und visuell in Kontakt steht. Mangelnde Kommunikation mit anderen beeinträchtigt zudem die sprachliche Entwicklung des Kindes. Weitere drohende Verhaltensstörungen sind motorische Hyperaktivität, ein erhöhtes Risikoverhalten und Gedächtnisprobleme.

Digitale Medien: Erziehungstipps für Eltern

Eltern leben ihren Kindern den Umgang mit digitalen Medien vor und fungieren so als Vorbild für die Formen und das Ausmass des Medienkonsums. Damit schlüpfen sie auch in die Rolle des Vermittlers: Durch den Dialog mit ihren Kindern und durch Vorgaben vermitteln sie ihre Werte. Das Kind misst so seine Überzeugungen und Ansichten an denen der Eltern.

  • Achte darauf, dass du während der Wachzeit deiner Kinder dein Smartphone oder deinen Laptop möglichst wenig in die Hände nimmst.
  • Kinder unter drei Jahren sollten möglichst keinen Kontakt zu digitalen Medien bekommen. Weitere Informationen zu den altersangepassten Medienzeiten findest du hier.
  • Wähle solche digitalen Medien, die zu dem Alter deines Kindes passen. Dein Kind soll nicht überfordert werden.
  • Sprich mit deinem Kind über dessen Erfahrungen mit digitalen Medien. Lasse dir zeigen, welche Apps, Websites und Onlineaktivitäten für dein Kind interessant sind. Frage nach den Motiven, aufgrund derer deine Kinder sie nutzen.
  • Stelle für altersgerechte Regeln für die Nutzungszeit der digitalen Medien auf.
  • Sei ein Vorbild für deine Kinder und überprüfe deine eigenen Mediengewohnheiten. Ändere sie, wenn nötig. Erziehung bedeutet Vorleben!
  • Technische Geräte für den Medienkonsum, wie Smartphone, Tablet oder Laptop sollten nicht im Kinderzimmer platziert sein, sondern in einem gemeinschaftlich genutzten Raum der Familie wie dem Wohnzimmer.
  • Setze die Bildschirmzeit weder als Belohnung noch als Bestrafung ein, sonst erhöhst du deren Bedeutung für deine Kinder.
  • Sorge dafür, dass sich deine Kinder ausreichende Erlebnisse in der realen Welt haben.
  • Hier findest du weitere Studien zur Mediennutzung.

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